Die Auswahl an geeigneten, immergrünen Heckenpflanzen ist für unsere Breitengrade begrenzt. Umso dankbarer nimmt man Alternativen auf.
Die immer dichtere Bauweise erhöht den Wunsch unserer Kundschaft, zu Hause den Restposten an Privatspäre möglichst gut zu schützen. Der Einsatz von viel Glas zwecks lichtdurchfluteter Innenräume verstärkt das Begehren nach Rückzugsmöglichkeiten noch mehr. Zeitgleich wird ein umfassendes und ehrliches Beratungsgespräch wegen eingeschleppter Schädlinge und zunehmender klimatischer Veränderungen nicht einfacher.
Veränderte Rahmenbedingungen
Die gängigen Vertreter immergrüner Hecken sind nicht mehr über alle Zweifel erhaben. Buxus – einst von den Römern eingeführt – bewährten sich über 2 Jahrtausende als wichtiges gestalterisches Element unserer Gartenkultur. Heute schränkt eine asiatische Raupe seine Einsatzmöglichkeiten ein. Thuja und Chamaecyparis entsprechen nicht mehr den ästhetischen Vorstellungen der jüngeren Generation. Immer häufiger als Friedhofspflanzen abgestempelt, leiden auch sie wegen klimatischer Extreme immer mehr an Pilzkrankheiten und anderen Erregern. Der Kirschlorbeer wird als invasiver Neophyt gebrandmarkt und steht auf der schwarzen Liste. Sowohl Prunus laurocerasus als auch Viburnum tinus machen harte Winter zu schaffen. Ihr breiter Wuchs ist meist in kleinen Gärten weniger erwünscht. Ligustrum ovalifolium und Photinia fraseri als schlankere Variante sind vielen nicht genügend blickdicht. Manchmal scheint, einzig Taxus könne noch mit gutem Gewissen einer anspruchsvollen Kundschaft empfohlen werden.
Ein Steckbrief von Ilex meserveae
Ilex meserveae gehört zur Familie der Aquifoliaceae und ist eine der 400 Arten, die überwiegend die tropischen bis subtropischen Zonen der Erde besiedeln. Nur wenige sind auch in der nördlichen Hemisphäre beheimatet. Ilex meserveae ist ein buschig aufrecht und breit wachsender Strauch. Seine dicht verzweigte Form und sein kompaktes Aussehen bürgen für einen optimalen Sichtschutz. Er gilt als langsam wachsend, doch ist sein Ausschlagsvermögen beeindruckend: Immer wieder schiessen junge Triebe aus dem alten Holz, sogar aus tiefen Ast- und Stammpartien. So wird Ilex meserveae je nach Sorte 1.5 bis 4 m hoch und im Alter annähernd so breit.
Charakteristisch sind die wechselständigen, häufig ledrigen Blätter. Oft sind sie mit Randdornen besetzt. Diese kratzen, stechen aber nicht – ein positiver Nebeneffekt für die zu unterhaltenden Pflanzflächen. Im Winter lässt sich ein leichter Blattfall beobachten. Er ist aber so geringfügig, dass die Qualität des Sichtschutzes nicht darunter leidet. Die Triebe sind braunviolett bis bläulichlila verfärbt. Gehäuft an deren Spitze bilden sich im Herbst Blütenknospen, welche sich bevorzugt in den Blattachseln ansiedeln. In Büscheln auftretend, erinnern sie an winzige Blumenkohle. Im Mai erscheint dann eine kleine, weisse Blüte. Würde sie nicht an der Triebspitze in Gruppen erscheinen, man würde sie kaum bemerken. Meistens werden sie von Wespen aufgesucht. So unscheinbar die Blüte, so auffallend die Frucht. Die kugeligen Beeren leuchten rot und haften von November bis März. Es sei denn, die Vögel – allen voran die Amsel – picken sie vorher weg.
Ein ernst zu nehmender Kandidat
Seine breit gefächerten Eigenschaften machen Ilex meserveae zu einem bedeutungsvollen und vielseitig einsetzbaren Gehölz. Es hegt keine besonderen Ansprüche an den Boden. Bevorzugt aber guten, gleichbleibend feuchten wie nahrhaften Humus von sauer bis alkalisch. Ilex meserveae gilt als schattenliebend, sonnenverträglich und windfest. Im Wurzelbereich von Bäumen sieht diese Stechpalmenart ebenfalls überzeugend aus. Ihre extreme Frosthärte predestiniert sie zusätzlich als Kübelpflanze auf Terrassen- und Dachgärten. Wochenlange Tiefsttemperaturen um -22° und starke Besonnung übersteht dieses Gehölz ohne Schäden. Dank diesen Qualitäten, verbunden mit einer hohen Regenerationsfähigkeit darf Ilex meserveae zurzeit sicherlich als eine der besten wintergrünen Hecken- und Sichtschutzpflanze bezeichnet werden. Umsomehr als dass die makellose, dunkelgrün und stark glänzende Belaubung mit den schönen roten Früchten die Attraktivität noch weiter zu steigern vermag. Auch in Einzelstellung, für Gruppen- oder Flächenbepflanzungen macht Ilex meserveae eine gute Figur. Nicht zu vergessen ist sein Wert als Vogelschutz- und Nährgehölz.
Spezielle Sorten
Ilex meserveae ‚Blue Angel’ ist eine besonders frostharte Selektion aus den Hybriden zwischen Iles aquifolium x Ilex rugosa. Mrs. Meserve, St. James, New York wurde für diese Leistung von der America Horticultural Society ausgezeichnet. ‚Blue Angel’ ist die weibliche Form, daher muss sie zur Befruchtung mit Ilex meserveae ‚Blue Prince’ zusammengesetzt werden. Dieser ist ein guter Pollenspender, deshalb genügt eine männliche Form auf zehn weibliche Sorten.
Wie alle Meserveae-Sorten sind auch Ilex meserveae ‚Heckenpracht’ und ‚Heckenstar’ sehr gut winterhart. Es handelt sich hierbei um Krezungen zwischen Ilex aquifolium ‚Pyramidalis’ x Ilex meserveae ‚Blue Prince’. Ihr Wuchs ist breit säulenförmig aufrecht und dichtbuschig verzweigt. Auch hier gilt zu beachten, dass es sich um männliche Sorten handelt. Sind leuchtend rote Früchte in dichten Büscheln erwünscht empfiehlt sich die Sorte ‚Blue Princess’.
