Menarvis Landschaftsarchitektur Basel
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Zentralschweizer Naturstein

|   Landschaft und Gesellschaft

Rischi Steine sind Schweizer Natursteine. Der Quarzsandstein aus der Zentralschweiz ist in unserer Branche noch wenig bekannt. Dank seiner geologischen Vorteile, seiner ruhigen farblichen Optik und der genauen Verarbeitung kann er von Gartenbauern und Landschafts-architekten ideal eingesetzt werden.

Gesäumt von prächtigen Panoramablicken schlängelt sich die Passstrasse zwischen Sarnen (OW) und Entlebuch (LU) in sanften Schlaufen durch die Moorlandschaft des Glaubenberges. Die kleinräumige Landschaft zwischen Pilatuskette und dem Glaubenbielen Pass mit zahlreichen sich abwechselnden Mooren, Waldgebieten und Alpweiden wird seit Jahrhunderten vom Menschen genutzt und geprägt. So tut es auch die Firma Fallegger AG aus Giswil. Rund vier Kilometer westlich von Stalden auf einer mittleren Höhe von 1150 Metern über Meer baut sie seit 2015 im Gebiet Rischi den gleichnamigen Quarzsandstein ab. Dem Erhalt der Abbaubewilligung ging eine achtjährige Planungs- und Vorbereitungszeit voraus, während der Behörden und Umweltschutzverbände in das Grossprojekt eingebunden wurden. (Siehe Kasten)

Wuhrsteine gegen Naturgewalten

Die Schweizer Alpen sind nicht nur Urlaubsparadies und Heidis heile Welt, wie es Tourismusverbände gern und einseitig darstellen. Für die Bewohner von Bergkantonen bedeuten Urgewalten eine grosse Bedrohung. Schutzprojekte gegen Hochwasser, Murgänge und Lawinen geniessen deshalb gerade in Zeiten beschleunigter klimatischer Veränderungen einen hohen Stellenwert. Hierfür werden unbearbeitete und kantige Natursteinblöcke benötigt. Um den Bedarf solcher «Wuhrsteine» für die im Kanton Obwalden anstehenden Bachbau- und Hochwasserschutzprojekte zu decken, erhielt die Firma Fallegger AG die Bewilligung für den Betrieb des Steinbruchs im Gebiet Rischi. Wie es in der Zonenplanänderung der Einwohner-gemeinde Sarnen weiter heisst, bildet der Standort nach heutigem Wissenstand die einzige zweckmässige Möglichkeit zur Gewinnung einheimischer Wuhrsteine. Wie Dr. Markus Liniger, begleitender Geologe in diesem Projekt und Leiter der Geotest AG Filiale Horw (LU) auf Anfrage von dergartenbau bemerkt, sei der Abbau des Nutzsteines nahe seiner Verwendung hinsichtlich Transportdistanzen ökologisch erwünscht. Dies sei auch ein Grund gewesen, weshalb die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission in ihrer Interessenabwägung einem Abbau in der Moorlandschaft des Glaubenberges zugestimmt hat.

Härter als Granit

Die gemessenen Druckfestigkeiten der Rischi Steine sind hoch. Gemäss Prüfergebnissen weisen sie eine Härte von 172.8-230.8 MPa (Megapascal) auf – und das bereits in den oberen Gesteinsschichten. Zum Vergleich: Granit bewegt sich zwischen 160 – 240 MPa. Rischi Steine bestehen zu mindestens 60% aus Quarz und aus über 20% aus Feldspat, weiss Liniger. Diese Mineralien seien auch die Hauptbestandteile von Granit. Der Rischi Sandstein weise neben dem hohen Anteil an harten Mineralien auch eine praktisch vollständige Zementation mit Kalzit Zement auf. Dabei fülle der Zement alle Poren zwischen den Sandkörnen derart vollständig aus, dass der Stein praktisch kein Wasser mehr aufnehmen könne. Der Frost habe daher kaum eine Chance das Gestein zu entfestigen. Die harte Zementation führe neben der Frostbeständigkeit auch zur oben erwähnten hohen Druckfestigkeit. Im Gegensatz zum mittelländischen Sandstein sei der feinkörnige, alpine Flyschsandstein oft sogar härter als Granit, meint der Geologe. Rischi Steine zeichneten sich deshalb weiter durch eine hohe Abrasivitätsresistenz aus, d.h. das Abschleifen des Gesteins durch hartes granitenes Bachgeschiebe sei gering.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Mit den Eigenschaften der Frostbeständigkeit, der hohen Druckfestigkeit und Abrasivitätsrestistenz sind Rischi Steine prädestiniert für Bauten im Freien, insbesondere für Projekte bei welchen das Gestaltungselement Wasser eine herausragende Rolle spielt. Bei Renaturierungen von Fliessgewässern, bei Flussufersanierungen und Gestaltungen von Seepromenaden kann die Landschaftsarchitektur ihn ebenso einsetzen wie der Garten- und Landschaftsbau bei der Erstellung von Biotopen oder Schwimmteichen, aber auch im Mauer- und Treppenbau. Da die Gletscher die Steine des Schlieren Flysches - zu dem der Rischi Quarzsandstein gehört - bis weit ins Mittelland getragen haben, passen diese Gesteine nördlich der Alpen gut in die Landschaft, ohne dass sie als ortsfremde Exoten wahrgenommen werden. Die spaltrauhe Oberfläche verleiht dem Stein eine geschmeidige Natürlichkeit, die gut in nicht gebirgige Regionen der Schweiz passt. Mit seiner ruhigen farblichen Optik in dezentem Anthrazit entspricht er zudem den Vorstellungen vieler Gestalter, die eine Vorliebe für zurückhaltende Töne haben.

Langlebiger «Innerschweizer»

Die Produktion von Wuhrsteinen steht vor allem in der kalten Jahreszeit auf dem Programm, wenn die Wasserpegel tief sind. Da sich nicht nur die geologischen Qualitäten des Rohstoffes gemäss Prüfbericht, sondern auch die Formen und Grössen des Gesteines beim Abbruch als derart ideal erwiesen, entschied sich die Betreiberin, das Abbauprodukt weiter zu veredeln. Heute stellt der Steinbruch in traditioneller Handwerkskunst Mauersteine in allen denkbaren Formaten her. Auf eine genaue Verarbeitungsqualität legen die Steinmetze ein besonderes Augenmerk. Sie wissen, dass ihre Vorarbeiten ein exaktes und zeitsparendes Versetzen auf dem Bau ermöglichen.

Der Steinbruch hat sich auf Wuhr- und Mauersteine spezialisiert, die der Besteller auch selbst vor Ort auslesen und abholen kann. Pflastersteine, Platten, Stelen oder Palisaden werden nicht angeboten. Die Vermarktung, Offertanfragen und Bestellungen erfolgen direkt durch die Fallegger AG. Dank eines engmaschigen Transportnetzes sind auch zeitnahe Lieferungen möglich. Der ideale Standort des Steinbruches im Zentrum der Schweiz in gut erreichbarem Gelände ermöglicht nicht nur ökologisch erwünschte, kurze Transportwege, sondern auch eine ganzjährige Lieferbereitschaft auch im Winter. Preislich bewegt sich der «Innerschweizer» leicht höher als Tessiner Granite. Dafür verfügt die Käuferschaft aus dem Mittelland mit dem Rischi Stein über eine werthaltige Alternative aus der Nähe.

 

Zur erweiterten Erklärung:

Im Einklang mit Natur- und Heimatschutz

Im Kanton Obwalden ist die Realisierung mehrerer zum Teil grosser Hochwasserschutzprojekte geplant. Daraus resultiert ein Bedarf an geeigneten Wuhrsteinen. Dieser ist mit dem Steinbruch Guber bei Alpnach nicht zu decken, da dort Wuhrsteine nur in geringen Mengen anfallen. Vorab aus Gründen des Natur- und Heimatschutzes sollte vermieden werden, dass bei diesen Bauwerken standortfremde Gesteinstypen wie z. Bsp. Granit aus dem Kanton Tessin verwendet werden. Der Standort Rischi bildet nach heutigem Wissensstand die einzige zweckmässige Möglichkeit zur Gewinnung von einheimischen Wuhrsteinen im Kanton Obwalden.

Das Vorhaben «Wuhrsteinabbau Rischi» betrifft aber ein Landschaftsschutzgebiet von nationaler Bedeutung (BLN Objekt Nr. 1608 Flyschlandschaft Hagleren-Glaubenberg-Schlieren). Im Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) vom 02.12.2010 gelangte die ENHK zum Schluss, der geplante Abbau stelle eine schwere Beeinträchtigung dar, könne aber bei Einhaltung spezifisch definierter Auflagen so modifiziert werden, dass er nur noch als leichte Beeinträchtigung zu beurteilen sei. Das Projekt wurde in der Folge wesentlich überarbeitet, um dem Gebot der grösstmöglichen Schonung zu genügen. So wurde bspw. der Abbauperimeter um 0.60 ha reduziert, bei der Endgestaltung werden nur noch Abbauwände mit einer Höhe von 1 – 5 Metern verbleiben und die Nutzung wurde auf 10 Jahre befristet mit anschliessender 2-jähriger Rekultivierung. Die Abbauzone wird dann aufgehoben und wieder als Wald ausgeschieden.

Weitere Details sind der Zonenplanänderung der Einwohnergemeinde Sarnen vom 12.12.2012 zu entnehmen.