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Regenwasserbewirtschaftung

|   Technik im Gartenbau

Starkregen, urbanes Stadtklima, Hochwasserschutz, Richtlinien - das waren die Schlagworte der Fachtagung für Regenwasserbewirtschaftung Mitte März in Zürich. Sie vermittelte den aktuellen Stand der technischen Produkte verschiedenster Anbieter und informierte über Gesetze und Verordnungen in der Schweiz.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen beschäftigt die Gesellschaft immer stärker. Das zeigte sich nicht nur an der hohen Besucherzahl, sondern auch an der Produktepallette verschiedenster Lieferanten und an den Bemühungen von Verbänden ein adäquates Regelwerk zu schaffen. Die Referenten nannten immer wieder die gleichen Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringen wird.

SpongeCity, die Schwammstadt

Anhand der Klimadaten für die Station Berlin-Tempelhof zeigte Heiko Sieker auf, wie sich die mittlere Jahrestemperatur zwischen 1948 bis 2018 kontinuierlich um 1.4° und die (potentielle) Verdunstung um 10% erhöht hat. Der Professor bei InnoAqua GmbH in Hoppegarten sieht die grossen Herausforderungen des Klimawandels in der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Dürren und Starkregen. Steigende Temperaturen erhöhen die Verdunstung, was sich in Dürreperioden niederschlägt. Warme Luft nimmt aber auch mehr Wasser auf. Der hohe Anteil an Wasserdampf in der Atmosphäre schlägt sich in Starkregen nieder, was das Risiko von Überschwemmungen steigen lässt. Die Zunahme versiegelter Flächen durch stetig wachsende Städte begünstigten den Hitzeinsel-Effekt in urbanen Gebieten. Gründe hierfür seien die erhöhte Wärmespeicherung und Abstrahlung, kombiniert mit einer sinkenden Verdunstung, welche die Kühlung verringert.

In diesem Spannungsfeld bewegt sich das SpongeCity-Concept. Statt das Regenwasser möglichst schnell aus der Stadt zu bringen, soll sich diese wie ein Schwamm mit Wasser aufsaugen. Mit verschiedenen Bausteinen, wie durchlässige Beläge, Versickerungsmulden, Teichen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Baumrigolen und Strassenmulden sollen Abflussspitzen gebrochen und die Verdunstung wieder verstärkt werden, indem das Regenwasser länger für Pflanzen zur Verfügung steht, was letztendlich durch das verbesserte Mikroklima der menschlichen Gesundheit zugutekommt.

Regenwassermanagement mit Dachbegrünungen

In die gleiche Kerbe schlugen Urs Meinen, Verkaufsleiter bei Contec AG in Uetendorf und Robert Berger von Optigrün International AG aus Krauchenwies D. "Wenn wir Boden durch das Bauen wegnehmen, müssen wir es anderswo wieder zurückbringen", forderte Meinen. Im Hinblick auf die Klimaveränderungen stelle sich die Frage, ob Dachbegrünungen als Luxus oder vielmehr als Notwendigkeit betrachtet werden sollen.

Ihre Unternehmungen entwickeln Lösungen wie der Abfluss des Regenwassers auf Dachflächen möglichst lange gebremst und dem Kreislauf zurückgegeben werden kann. Mit ausgeklügelten Systemaufbauten aus Mäander- oder Speicherplatten kombiniert mit den entsprechenden Substraten und Substratstärken lässt sich der Spitzenabfluss dämpfen. Muss bei einem Projekt ein Abflussbeiwert von CS = 0.1 eigehalten werden, dürfen in den ersten 15 Minuten des Ereignisses maximal 10% des Gesamtniederschlages direkt zum Abfluss gelangen. Auf Dächern sind dann je nach Gefälle entsprechende Baumassnahmen erforderlich – hier sei auf die SIA 312 und die Norm SN 592 000 verwiesen. Auch in den Richtlinien des VSA finden sich Angaben über die Art der zu entwässernden Flächen und der daraus entstehenden Belastungsklassen des abzuführenden Regenwassers.

Anschaulich waren die Ausführungen von Berger über Retentionsboxen (Höhe 8 cm) mit denen der Ablauf gedrosselt werden kann, auf 1-10 l/s x ha. Der permanente Speicher erlaubt die Rückführung in den natürlichen Wasserkreislauf und ein integriertes Kapillarsystem erhöht die Verdunstungs-leistung.

Nachahmung des natürlichen Kreislaufes

Der Klimawandel und die Urbanisierung übten einen immer grösseren Druck auf die lebenswichtige Infrastruktur aus. Alfred Wettstein von Jansen AG in Oberriet geht von 30% stärkeren Niederschlägen aus und prophezeit eine Weltbevölkerung, die zu 70% in den Städten wohnen wird. Wettstein sieht den Schutz vor dem Wasser und den Schutz des Wassers als die grundlegenden Aufgaben der Regenwasserbewirtschaftung. Der Mensch müsse sich dazu an den Kreislauf orientieren, der ihm von der Natur vorgegeben wird. Mit gezieltem Auffangen des Wassers, mit offenen Oberflächen und ortsnaher Versickerung, mit Zwischenspeicherung und gedrosselter Ableitung würden wir uns vor dem Hochwasser schützen. Indem wir das Regenwasser ortsnah dem Kreislauf wieder zuführten, den natürlichen Boden soweit möglich nutzten und das Regenwasser reinigten würden wir das Wasser schützen.

Der Referent rief in Erinnerung, dass nach Art. 7.2 des GSchG nicht verschmutztes Regenwasser in erster Priorität versickern zu lassen ist. Erlauben die örtlichen Verhältnisse dies nicht, so kann es in ein oberirdisches Gewässer eingeleitet werden. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ist die Ableitung in die Mischwasserkanalisation ins Auge zu fassen. Bei der Prüfung der Machbarkeit von Regenwasserversickerungen sei die anfallende Wassermenge, die Sickerleistung des Bodens, die Leistungsfähigkeit des Vorfluters, die räumlichen Gegebenheiten und die technischen Möglichkeiten zu checken. "Nicht vergessen: Versickerungsanlagen müssen nach VSA einen Mindestabstand von über 1 Meter zum Grundwasserspiegel bei Hochwasser einhalten", mahnte Wettstein.

Die neue VSA-Regenwasserrichtlinie

Wo steht was geschrieben? Die Ausgangslage für Planende in der Vielfalt an Publikationen zur Regenwasserbewirtschaftung ist unübersichtlich und geprägt von Überschneidungen, Widersprüchen und unklaren Abgrenzungen. Im Auftrag des Verbandes Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA erarbeitet Daniel Baumgartner von Hunziker Betatech AG aus Winterthur eine neue Richtlinie, um Ordnung und Klarheit zu schaffen. Ziele der neuen Richtlinie seien:

  • Klare Vorgaben für alle Einleitungen in ober- und unterirdische Gewässer
  • Vergleichbarer Gewässerschutzstandart für alle Einleitungen unabhängig der Herkunft und Entwässerungsart
  • Leicht anwendbares Beurteilungs-Werkzeug für einfache Entwässerungsverhältnisse
  • Einheitliche Grundlage für die Beurteilung von komplexen Entwässerungsverhältnissen
  • Annäherung des Gewässerschutzvollzuges zwischen einzelnen Kantonen

Die neue Richtlinie, die ab April 2019 zur Verfügung stehen wird, ist in Module eingeteilt. Das Basis-Modul und das Modul Dimensionierung und Gestaltung Teil A eigneten sich für die Planung und Bewilligung von Strassen- und Liegenschaftsent-wässerungsprojekten. Für die Generelle Entwässerungsplanung GEP (übergeordnete Planung) seien die Module Gewässeruntersuchungen, das STORM-Modul, das Modul Dimensionierung und Gestaltung Teil B und das Modul Entwässerungssysteme vorgesehen.