Menarvis Landschaftsarchitektur Basel
Unsere Grünräume

Innere Landschaft Rapperswil-Jona

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Die bebaute und unbebaute Landschaft überzeugend zu verknüpfen ist der Rosenstadt am Zürichsee ein grosses Anliegen. Ein Masterplan zeigt auf, wie der definierte Freiraumkorridor «Innere Landschaft» erhalten, gepflegt und weiterentwickelt werden soll.

Die Fusion der beiden Gemeinden Rapperswil und Jona SG im Jahr 2007 legte lebendige städtebauliche Energien frei. Nach dem Beschluss des Zusammenschlusses wurde der Masterplan «Siedlung und Landschaft» in Auftrag gegeben. Basierend auf einer vorgängigen Freiraumanalyse definiert das räumliche Gesamtkonzept nicht nur das zukünftige Siedlungsgebiet mit den Zentren und Verdichtungsräumen, sondern auch die Grün- und Parkanlagen. Diese «Innere Landschaft» wird im Grün- und Freiraumkonzept der Stadt Rapperswil-Jona aus dem Jahr 2016 als zusammenhängende Grünraumvernetzung beschrieben, die sich wie eine Achse von Norden nach Süden erstreckt – mit den Trittsteinen Meienberg, Grünfels, Kirchhügel, Frohbüel, Friedhof, Schachen und Jona. Die Erhaltung und Förderung der Inneren Landschaft mit ihren Besonderheiten und ihre attraktive Gestaltung als öffentlicher Aufenthalts- und Erholungsraum sind festgelegte Ziele im Richtplan.

Rundumsicht auf dem Meienberg

Auf diesem Plateau rund 490 m ü. M. lässt sich die «Innere Landschaft» der Gemeinde ganzheitlich erleben. Der Blick reicht bis zum See und in die Voralpen. Verständlich, dass der vermögende Schneidermeister Johann Jakob Staub 1828 hier seinen Landsitz errichten liess. Heute als Schloss Meienberg bekannt, ist die grosse Villa mit dazugehöriger Parklandschaft und landwirtschaftlichem Gutsbetrieb dank seinem orts- und kulturgeschichtlichen Hintergrund identitätsstiftend und tritt als ideales Scharnier zwischen verbauter und unverbauter Landschaft in Erscheinung. Der stark durchgrünte Meienberg ist als Ortsbildschutzgebiet eingetragen. Als solches gilt dem Erhalt und der Pflege dieses prägenden Landschaftsraumes besonderes Augenmerk. Ein vorgesehenes Entwicklungskonzept soll die langfristigen Nutzungen und Aufwertungen festlegen. Die starke Interessengemeinschaft «Meienberg» beobachtet die weitere Entwicklung mit Argusaugen. Zurzeit deutet vieles auf Erhalt hin.

Grosse Pläne für die Grossfelswiese

Die Tochter des Schneidermeisters Johann Staub aus dem Schloss Meienberg heiratete den Industriellen Jakob Braendlin-Näf. Der Spinnerei Braendlin in Jona gehörte die Fabrikantenvilla Grünfels. Lotte Stiefel, die letzte Besitzerin der Familie, vermachte die Villa zusammen mit der historischen Gartenanlage und der weitläufigen (Obst-) wiese an die Stadt. Als Auflage legte sie fest, dass die Gebäude öffentlich zugänglich sein sollten und das gesamte Areal nicht überbaut werden dürfe, sondern als Grünfläche oder öffentlichen Park auszugestalten sei.

Im Jahr 2016 schrieb Rapperswil-Jona einen Wettbewerb in Landschaftsarchitektur aus. Im Rahmen des Evariste-Mertens-Preises sollte die Grünfelswiese zu einem Park umgestaltet werden. Das Siegerprojekt von LINEA landscape architecture GmbH gliedert die Parkanlage in drei Zonen. Ein dichter Baumhain soll den monotonen Fassaden der bestehenden Wohnüberbauungen entgegen-gesetzt werden. Unter dem Blätterdach ist Aufenthalt, Begegnung und Spiel vorgesehen. Die freibleibende Spiel- und Magerwiese ist wie die einstige Obstwiese mit Solitärgehölzen durchsetzt- Im Süden zum Bahndamm hin entsteht ein Rollpark. Die Realisierung ist für 2023/2024 vorgesehen.

Die historische Gartenanlage der Villa hatte früher einen barockeren Ausdruck. Um ihren ehemaligen Charakter optimal zu erhalten, wie es die Natur- und Denkmalschutzverordnung der Stadt festgelegt, ist ein denkmalpflegerisches Gutachten geplant.

Vom Bahnhof Jona zum Friedhof Frohbüel

Nach der Gemeindefusion war der Wunsch gross, näher zusammenzurücken. Das war der Nährboden für die Neugestaltung des preisgekrönten Bahn- und Busbahnhofes Jona. Sein weit geöffnetes Dach schützt nicht nur gegen Sonne und Regen, sondern übernimmt auch eine Orientierungsfunktion im grösseren Raum. Durch die sanierte und freundlich verbreiterte Unterführung erreicht man intuitiv die angrenzenden Quartiere und gelangt vom Meienberg/Grünfels zum Friedhof Frohbüel. Dieser liegt zentral, mitten im Quartier und umgeben von Landreserven. Um die künftige Friedhofsentwicklung zu sichern hat der Gemeinderat 2018 entschieden eine Umzonung vorzunehmen und den bestehenden Friedhof mit einem Waldfriedhof zu erweitern. Ein weitsichtiger Entscheid! Lässt sich doch auf diese Weise das Thema der «Inneren Landschaft» im Siedlungsraum mit dem Anliegen der Bevölkerung die Grünräume zu erhalten und aufzuwerten optimal miteinander vereinbaren.

Jardin corridor

Schon wieder Siedlungslandschaft die verwindet! Ein unweigerlicher Gedanke beim Anblick neuer Bauprofile für jeden fürs Grün sensibilisierten Menschen. Im Schachen-Quartier entsteht das riesige «Zentrum Schachen» mit Alterswohnungen, Pflegheim und Kindertagesstätte. Es stellt sich die Frage, wie die noch freien Grünräume innerhalb der Siedlung trotz Erfassung in der Bauzone in Übereinstimmung mit dem Masterplan «Siedlung und Landschaft» entwickelt werden können. Für das Zentrum Schachen, soll seine zentrale Erschliessungsachse durch einen Jardin corridor mit differenzierter Freiraumabfolge als Begegnungszone ausgestaltet werden. Es bleibt zu hoffen, dass die ehernen Ziele, die «Äussere Landschaft» optimal in die «Innere Landschaft» aufzunehmen, gelingt und nicht nur ein Verkaufsargument bleibt.

 

Vermerk:

Im Rahmen des Landschaftskongresses im Sommer 2022 wurden verschiedene Exkursionen und Parallelvorträge angeboten. Mit enormem Fundus an Detailwissen über die Geschehnisse in der Gemeinde führten uns der Stadtbaumeister Marcel Gämperli und Markus Naef als Projektleiter Stadtplanung durch die «Innere Landschaft» von Rapperswil-Jona.