Wie unterschiedlich Orte doch klingen können, von laut und belebt bis ruhig und meditativ. Insbesondere in einer Stadt kann dieser Klangreichtum auf engstem Raum stattfinden. Das Amt für Umwelt und Energie Beider Basel lud im Quartier Dreispitz zu einer Entdeckungsreise ein und bereicherte ihr Publikum mit interessanten Impulsen zur akustischen Qualität von Freiräumen.
Die Aufenthaltsqualität eines Ortes wird neben der visuellen Erscheinung auch durch die akustische Qualität geprägt. Lärm beeinflusse die Qualität des Freiraumes. Lärm werde erzeugt und reflektiert. Wer Raum plane, plane auch den Lärm, meinte Andreas Stöcklin, Abteilungsleiter beim Amt für Raumplanung und Lärmschutz des Kantons Basel-Landschaft. Das Bundesgesetz über den Umweltschutz (USG) verlangt in Artikel 1 den Schutz von Lebensgemeinschaften und -räumen vor schädlicher Einwirkung wie bspw. Lärm. Nach Inkraftsetzung der Revision des USG am 1. März 2026 darf nach Artikel 22 und 24 neuer Wohnraum nur dort geschaffen werden, wo die Lärmbelastung die festgelegten Grenzwerte nicht überschreitet. Auf die Beurteilungshilfen der akustischen Qualität von Freiräumen wird in einem Folgeartikel detailliert eingegangen. Vorerst geben wir uns ganz unserer Wahrnehmung hin.
Akustische Hindernisse
Der «Irène Zurkinden-Platz» versteht sich als Aufenthaltsraum. Eingebettet zwischen Tram und Tramdepot, Hauptstrasse und S-Bahn- Station, Neubauten und Verkaufsläden ist er auch ein ausgesprochenes Drehkreuz mit viel Lärm und Bewegung. Grossflächige Belagsflächen sowie viele Mauern und Fassaden verhindern eine signifikante akustische Optimierung, wusste Stöcklin. Insbesondere die parallelen Fassaden mit schallharten Oberflächen erzeugen ein störendes Flatterecho. Dieses akustische Phänomen, bei dem Schallwellen in rascher Abfolge zwischen den Oberflächen hin- und her reflektieren, lässt sich mit festem Händeklatschen gut demonstrieren. Vegetationsinsel und Mergelflächen sollen einen Teil des Lärms absorbieren. Das Plätschern des Brunnens schafft eine eigene akustische Atmosphäre und kann das Rauschen des Verkehrs kaschieren. Der Schallpegel wurde denn auch mit 52 dB bei den Pflanzflächen um 6 dB tiefer gemessen als vorne an der Strasse.
Gleich laut, heisst nicht, gleich störend
Im «Gleisbogen Dreispitz» auf der anderen Strassenseite, keine 100 m weiter hinten, verändert sich der Klangraum unverhofft. Mit Rundkies entsiegelte Wege beschenken die Besuchenden mit dem Geräusch des eigenen Gehens. Zwar ist der Geräuschpegel mit 55 dB an diesem Ort in etwa gleich hoch wie vorne, aber bei weitem nicht gleich störend. Die partizipative Freiraumgestaltung mit diversen Imbissständen und grünen Erholungsinseln schaffen eine angenehme Aufenthaltsqualität. Das wirkt sich offenbar auf die akustische Wahrnehmung aus. Ebenfalls ist das Flatterecho verschwunden, denn die entsiegelten Flächen absorbierten viel Lärm und die Gebäude bestünden aus unterschiedlichsten Materialien mit Unterbrechungen und Öffnungen in den Fassaden. Zudem ist der Strassenstrang auf dieser Seite mit Flüsterasphalt ausgeführt. Dieser spezielle Drainasphalt reduziert durch seine offenen Poren, die Luft und Wasser abgleiten lassen, die wahrgenommene Lautstärke der Fahrgeräusche um bis zu 50%. Dabei sei nicht der Motor, sondern das Rollen des Reifens auf dem Belag, das den wesentlichen Teil des Lärmes ausmache, erklärte Stöcklin.
Pocket-Parks und konvexe Fassaden
Beim Oslo-Gebäude wurde die einst völlig versiegelte Fläche zwischen zwei Gebäuden aufgebrochen. Nun wächst ein Kompaktpark heran mit für Hitzeinseln ausgewählten Bäumen und Sträuchern. Noch wirkt der Vesty Park karg. Doch in einigen Jahren kann hier ein Grünraum mit angenehmem Klang- und Mikroklima entstehen. Ein reizvolles Beispiel zeigt sich gleich um die Ecke. Ausgewachsene Birken verzaubern mit ihren grünen Kronen und lebendigen Schattenbildern eine monotone Gasse in einen meditativen, stillen Rückzugsort. Man wähnt sich weit weg vom Lärm der Stadt. Der Lärmschutzexperte wies darauf hin, dass durch den konvexen Fassadenverlauf der benachbarten Hochhäuser das Gefühl von Weite entstehe. Ebenso würde eine konvexe Linienführung den Schall auf die Seite verschieben.
Ein Spaziergang durch ein interessant umgestaltetes Quartier Basels zeigt auf, dass die Möglichkeiten Räume akustisch angenehm zu gestalten, durchaus vielfältig sind. Grund genug, um sich damit vertieft zu beschäftigen.